Was bedeutet MPU konkret? Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, denn jede MPU läuft anders ab! Es geht nämlich immer um den individuellen Menschen und seinen speziellen Konflikt mit dem Gesetz. Damit läuft die Untersuchung für einen Punktesammler in Flensburg anders ab als für jemanden, der unter Drogen einen Unfall gebaut und Fahrerflucht begangen hat. Die MPU wird immer auf den jeweiligen Kandidaten und seine Geschichte angepasst. Dabei kommt alles, was man zum sicheren Führen eines Kraftfahrzeugs benötigt, auf den Prüfstand.
Bei der MPU werden Sie sowohl körperlich (medizinisch) als auch geistig (psychologisch) untersucht
Zunächst müssen Sie einige Fragebögen zu Ihrem Lebenslauf und Ihren Gewohnheiten ausfüllen. Danach folgt eine medizinische Untersuchung. Diese dauert ca. eine halbe Stunde. Zusätzlich dazu können nach Drogen- oder Alkoholdelikten auch Laboruntersuchungen durchgeführt werden, zum Beispiel per Urin-Test. Außerdem wird bewertet, wie gut Sie sich bewegen können und wie schnell Ihre Reaktionen sind. Rechnen Sie damit, dass Sie einige Aufgaben am Computer bearbeiten müssen. So werden unter anderem Ihre Schnelligkeit und Konzentrationsfähigkeit getestet.
Im Anschluss daran folgt sozusagen die Untersuchung Ihres Charakters: Ein Psychologe wird mit Ihnen über Ihr Leben und Ihren Alltag reden. Er wird Sie dabei auch zu sehr persönlichen Dingen befragen. Zum Beispiel über frühere Probleme im Elternhaus, mögliche Lebenskrisen oder finanzielle Sorgen. Außerdem kommt Ihr jeweiliges „Laster“ auf den Tisch. Im Falle eines Alkoholdelikts wird er Sie also ganz genau über Ihre Trinkgewohnheiten bzw. Konsumgeschichte befragen.
Zusammen mit den körperlichen Tests sind all diese Infos für den MPU-Psychologen wie Puzzleteile. Aus diesen erstellt er ein Gesamtbild von Ihnen und damit eine Prognose: Ob Sie fahrtauglich sind – oder nicht.
Übrigens: Es gibt keine feste Reihenfolge für die einzelnen Bausteine der MPU. Vielmehr ist es ein bisschen wie beim Arzt, wenn Sie mehrere Untersuchungen machen müssen und das Wartezimmer voll ist. Sie werden aufgerufen, je nachdem wie Mitarbeiter Zeit haben und Räume frei sind. Mal starten Sie mit dem Reaktionstest, mal mit dem Gespräch. Manchmal sind Sie nach zwei Stunden schnell durch. Ab und an haben Sie aber auch Pech und sitzen fünf Stunden auf der Prüfstelle. Planen Sie also großzügig Zeit ein…
Dreh- und Angelpunkt einer jeden MPU ist und bleibt das Gespräch mit dem psychologischen Gutachter. Deshalb beschäftigen Kandidaten im Vorfeld vor allem die Fragen:
Was fragt mich der Gutachter? Und worauf muss ich achten?
Um das Gespräch beim Gutachter ranken sich viele Horrorgeschichten und Halbwahrheiten. So ist eines der beliebtesten Gerüchte: Beim ersten Mal fällt jeder durch. Das stimmt natürlich nicht. Es gibt viele Kandidaten, die die MPU gleich beim ersten Mal schaffen. Einfach, weil sie sich vorab informiert und gut vorbereitet haben.
MPU-Gutachter sind allesamt studierte Psychologen und Fachleute in Sachen Menschenkenntnis: Es ist ihr Job, Schwindeleien zu durchschauen. Sie merken, wenn Kandidaten versuchen zu flunkern oder ihre Probleme klein reden. Außerdem kaufen sie niemandem ab, von heute auf morgen „reumütig“ zu sein und das komplette Leben zu ändern. Deshalb reicht es nicht, sich vor der MPU ein paar Sätze zurechtzulegen oder auf sein schauspielerisches Talent zu vertrauen. Hier hilft nur eines: Intensive Vorbereitung! Entweder in Eigenverantwortung oder durch eine individuelle psychologische Beratung, wie wir sie am IPBB in Lübeck und Kiel anbieten.
Kein Begutachtungsgespräch gleicht dem anderen und deshalb werden die Psychologen jedes Mal einen anderen Schwerpunkt setzen. Um Ihnen dennoch eine Vorstellung zu geben, in welche Richtung die Fragen ungefähr gehen, haben wir mögliche Fragen aufgelistet.
Allgemeine Fragen, die der Gutachter stellen könnte
- Warum bezweifeln die Behörden, dass Sie in der Lage sind, Auto zu fahren?
- Wie ist es dazu gekommen, dass Sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind?
- Mit welchen Gedanken blicken Sie heute auf Ihre(n) Fehler zurück?
Mögliche Fragen bei Alkohol-Problematik
- Wie oft sind Sie unter Alkoholeinfluss gefahren und nicht erwischt worden?
- Gab es mal gute Vorsätze, die Sie dann wieder verworfen haben?
- Wie stehen Sie heute dem Trinken gegenüber?
Mögliche Fragen bei Drogenkonsum
- Wie oft sind Sie unter Drogeneinfluss gefahren und nicht erwischt worden?
- Glauben Sie, dass Sie suchtgefährdet sind/waren?
- Wie möchten Sie Ihren Drogenkonsum künftig kontrollieren?
Mögliche Fragen bei Punkteabbau / Auffälligkeiten / Straftaten im Straßenverkehr
- Wie kam es zu dieser Auffälligkeit, bzw. zur Häufung dieser Auffälligkeiten?
- Gibt es private oder berufliche Umstände, auf die Sie Ihr Fehlverhalten zurückführen?
Bitte beachten Sie: Wir können nicht garantieren, ob diese Fragen gestellt werden und erst recht nicht, in welchem Wortlaut. Sich vorab Antworten auszudenken und auswendig zu lernen macht also wenig Sinn. Sicher ist nur, dass der Gutachter Sie zu allen drei Feldern Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft befragen wird. Und bestimmt fordert er eine genaue Schilderung über die Verhaltensauffälligkeit, wegen der Sie die Fahrerlaubnis verloren haben.
Begegnen Sie der MPU und dem Gutachter mit angemessenem Respekt – aber lassen Sie sich nicht durch Horrorgeschichten verrückt machen. Fakt ist, dass kein Gutachter morgens aufsteht, um Ihnen das Leben schwer zu machen! Im Gegenteil: Er freut sich, wenn er Ihnen nach einem konstruktiven Gespräch eine positive MPU ausstellen kann.
Nach der MPU…
…gibt es für den Ausgang grundsätzlich drei Möglichkeiten
- Sie erhalten ein positives Gutachten und die Fahrerlaubnis zurück
- Es gibt ein negatives Gutachten und Sie müssen erneut zur MPU
- Der Gutachter schickt Sie zur Nachschulung und erst danach erhalten Sie Ihren Führerschein zurück
Stellt Ihnen der Gutachter eine positive MPU aus, geht es schnell
Sie müssen nur warten, bis Sie Ihr Gutachten in zweifacher Ausführung per Post erhalten haben. Außerdem sollten Sie in Ihrer Führerscheinstelle anrufen und fragen, ob die MPU-Stelle Ihre Führerscheinakte bereits zurückgeschickt hat. Ist beides der Fall, können Sie sich Ihre vorläufige Fahrerlaubnis nach Terminabsprache abholen. Der neue Führerschein ist dann nach etwa zwei Wochen fertig.
Unser Tipp bei neuausgestellten Führerscheinen: Lassen Sie sich von der Führerscheinstelle bescheinigen, dass Sie bereits über Fahrpraxis verfügen. Durch das aktuelle Datum werden Sie auf dem Führerschein quasi zum frischgebackenen Fahranfänger! Das kann beim Buchen eines Mietwagens oder beim Abschluss einer Versicherung zu unnötigen höheren Kosten führen. Mit der Bescheinigung können Sie solche unangenehmen Überraschungen vermeiden.
Fällt Ihr Gutachten negativ aus, müssen Sie die MPU wiederholen
Und zwar mit allem, was diese an Zeit, Geld und Nerven gekostet hat. Denn das Gutachten erfolgreich anzufechten, ist extrem schwer möglich und nur mit weiteren hohen (Anwalts-)Kosten verbunden.
Zunächst heißt es bei einem negativen MPU-Ergebnis nichts zu überstürzen und einen kühlen Kopf zu bewahren. Stellen Sie sicher, dass das negative Gutachten von den MPU-Prüfern nicht direkt an die Führerscheinstelle weitergeleitet wird. Denn sonst liegt die Akte dort die nächsten Jahre im Schrank und belastet Sie unnötig. Bedenken Sie, dass Sie Ihr MPU-Gutachten nicht vorlegen müssen. Sie werden von der Behörde lediglich dazu aufgefordert. Lassen Sie sich also nicht irritieren und ziehen Sie den Antrag auf Wiedererlangung des Führerscheins, den Sie Vorfeld der MPU gestellt haben, zurück.
Sie haben für das MPU-Gutachten bezahlt, sind Eigentümer und können damit machen, was Sie wollen. Wir empfehlen: Schmeißen Sie das Gutachten bloß nicht weg, sondern lassen Sie einen zertifizierten Verkehrspsychologen darauf schauen. Er wird erkennen, woran Ihre MPU gescheitert ist.
Wenn Sie dann nach gründlicher Vorbereitung einen neuen Anlauf starten, beginnt alles von vorne: Sie stellen erneut einen Führerscheinantrag… und die Behörde wird von Ihnen ein MPU-Gutachten verlangen. Übrigens: Es wäre ein Fehler zu denken, die zweite MPU läuft exakt wie die erste. Machen Sie sich auf neue Fragen und Abläufe gefasst!
Die seltene Variante: Nachschulung nach §70
Bei etwa jeder zehnten MPU gibt es einen Sonderfall und man besteht unter Auflagen. Das ist immer dann der Fall, wenn der Gutachter beim Betroffenen „gute Ansätze“ sieht, der Kandidat diese aber noch nicht 100% verinnerlicht hat. Konkret heißt das, er muss weitere Zeit und weiteres Geld investieren, um einen speziellen Aufbaukurs zu belegen. Dafür gibt es allerdings nur wenige Anbieter und so warten Betroffene oft viele weitere Wochen, bis sie die Fahrerlaubnis endlich zurück bekommen. Das Positive ist immerhin: Sobald der Kurs absolviert ist, gibt es die Fahrerlaubnis zurück. Man muss also nicht nochmal zur MPU!